Ein ganz besonderer Abschied

Das Zeitalter „Axel Schmidt“ geht zu Ende

Von der Kreisklasse in die Südbadenliga

Bei der SG Scutro geht eine ganz besondere Zeit zu Ende. Axel Schmidt, Trainer der ersten Herrenmannschaft der SG Scutro in der Südbadenliga, wird zum Ende dieser Saison nach zehn gemeinsamen Jahren sein Traineramt beenden. 

Angefangen hat alles beim TuS Schuttern – in der Kreisklasse A. 
Axel übernahm im März 2014 kurz vor Ende der Saison eine gut aufgestellte und mit jungen Talenten gespickte Mannschaft von Uwe Mäder. 
Der ehemalige Bundesligaprofi springt kurzerhand ein und kann wenige Wochen später die von Mäder auf dem Silbertablett servierte Meisterschaft perfekt machen. Begeistert von der Arbeit mit dem neuen Trainer waren sich Spieler und Verein schnell einig, dass man mit Axel einen Trainer gefunden hatte, mit dem man sich auch in der Bezirksklasse beweisen wollte.

In diesem Jahr spielt Florian Kopf seine zweite Herrensaison als A-Jugendlicher, das iPhone 6 wird zusammen mit der ersten Apple Watch vorgestellt, „Atemlos durch die Nacht“ dominiert die Charts, „Fack Ju Göthe“ entwickelt sich zum Kinohit und Nicolas Schäfer, aktuell der Jüngste im Team, spielt seine erste Handballsaison in der E-Jugend.

Positiver Trend zieht junge Spieler an

Florian Kopf, der als einer von wenigen mit Axel Kreisklasse, Bezirksklasse, Landesliga und Südbadenliga spielte, wurde schnell zur rechten Hand seines Trainers. Mit dem Aufstieg in die Bezirksklasse konnte man sich einige weitere Weggefährten sichern. So wurden Maximilian Lischke, Nick Dittrich und einige Jahre später auch Max Moldenhauer bis heute im Seniorenbereich ausschließlich von einem Trainer trainiert – Axel Schmidt.

Auch Nico Eble und Benjamin Priebe wichen ihrem Coach nicht von der Seite und blieben auch während ihrer schweren Verletzungen treue Begleiter der Herren 1.
„Axel hat uns alle einfach in seinen Bann gezogen. Er konnte uns in so kurzer Zeit so viel beibringen und uns so viel besser machen, das war schon Wahnsinn. Eine junge, talentierte Mannschaft hat damals den perfekten Trainer gefunden“, so Nico Eble.

Die Liste lässt sich fortsetzen – Hendrik de Weiijer kam wenig später an die Schutter; Paulus Leberl und Jonas Eble kamen auch in allen Spielklassen zum Einsatz; Joshua Bürkle fand den Spaß am Handball wieder und kehrte an seine alte Wirkungsstätte zurück, nachdem er in jungen Jahren (10) anderen Sportarten den Vorzug gegeben hatte; Benjamin Metzger klopfte immer wieder an die Tür der ersten Herrenmannschaft und war an einigen Siegen in der Bezirksklasse, Landesliga und Südbadenliga beteiligt; jüngst wurden mit Deniz Gencer, Luca Winter und Malte Nienstedt drei Spieler aus dem eigenen Nachwuchs in die erste Herrenmannschaft integriert.

Lineare Kurve nach oben

„Seit Axel Teil unseres Vereins ist, ist unsere erste Herrenmannschaft stetig besser und erfolgreicher geworden. Wir haben vor Axels Zeit immer wieder um die Bezirksklasse gekämpft. Was danach folgte waren nur noch Erfolge“, resümiert Handball-Abteilungsleiter Bernhard Eble, der Axel gemeinsam mit Rüdiger Finner zum TuS holte und mit ihm in den letzten 10 Jahren die sportlichen Geschicke leiten durfte.

Die jungen Wilden in der Bezirksklasse

Der Start in die Bezirksklasse konnte sich sehen lassen. Im ersten Spiel als Aufsteiger unterlag man denkbar knapp gegen den am Ende der Saison zum Meister gekürten TuS Gutach mit 30:29. Mit Platz 8 landeten die Aufsteiger im Tabellenmittelfeld und konnten am Ende der Saison ein positives Punktekonto (27:25) verbuchen.

Im darauffolgenden Jahr landete das Team von Axel auf Platz 3 bei einem Punktekonto von 38:14, bis es nach drei Jahren in der Bezirksklasse erneut hoch ging. In der Saison 2016/2017 musste man lediglich eine Niederlage in Alpirsbach und zwei Unentschieden in den Derbys gegen den heutigen Partner vom SV Schutterzell hinnehmen. Mit 38:4 Punkten konnten die jungen Spieler und ihr Trainer bereits am drittletzten Spieltag einen für die meisten unvergessenen Landesliga-Aufstieg feiern.

Auch in der Landesliga läuft es „wie am Schnürchen“

Auch wenn der Landeliga-Neuling fünf Spiele auf den ersten Sieg warten musste (32:33 beim TSV 1907 Baden-Baden 2) konnte man schließlich mit dem 8. Platz als Aufsteiger zufrieden sein. Mit einem fast ausgeglichenen Punktekonto von 25:27 wurde vor dem bekannt schweren, zweiten Jahr gewarnt. Doch die Männer um Axel‘s Team spielten weiterhin oben auf, verbesserten sich wieder und landeten 2018/2019 auf dem 4. Tabellenplatz der Landesliga mit einem noch besseren Punktekonto von 29:23.

Im dritten Landesliga-Jahr startete der TuS Schuttern wieder gut in die Saison. „Wir waren gut drauf und spielten oben mit. Doch irgendwie mussten wir dann zum ersten Mal so richtig Lehrgeld zahlen. Den Abbruch der Saison hat sich definitiv keiner gewünscht, aber für uns kam er wahrscheinlich am gelegensten“, erinnert sich Maximilian Lischke zurück an die aufgrund der Pandemie abgebrochenen Spielzeit 2019/2020. 

Der Zusammenschluss zur SG Scutro war geboren. Für Axel damals „genau der richtige Weg in die richtige Richtung.“ Mit dem TV Lahr, dem TuS Hugsweier, dem SV Schutterzell und dem TuS Schuttern in einem Boot beisammen sah sich der Erfolgscoach ideal aufgestellt, um weiter nach oben blicken zu können. Doch ein weiterer Rückschlag erschütterte auch die neu gegründete SG Scutro. Der erneute Saisonabbruch. Bei vier ungeschlagenen Spielen und der Tabellenspitze (7:1 Punkte) musste das große Ziel „Südbadenliga“ noch einmal verschoben werden.

Südbadens höchste Spielklasse erreicht

Mehr als ein Jahr später war es endlich so weit: Die SG Scutro konnte im neuen „Pandemie-Modus“ mit Vor- und Endrunden-Charakter den Aufstieg in Südbadens höchste Spielklasse perfekt machen. „Ich glaube der ein oder andere wusste zunächst gar nicht, wie unglaublich groß das ist, was wir da erreicht haben. Unsere kommenden Gegner sollten HGW Hofweier, TuS Schutterwald und TuS Altenheim heißen. Wir sind da mit den größten Vereinen unserer Region in der gleichen Liga gelandet. Das ist einfach nur der Wahnsinn“, berichtet Robin Dittrich, der nach Stationen in der dritten Liga und der Südbadenliga der einzige Feldspieler war, der mit Erfahrung aus einer solchen Spielklasse im Kader von Axel stand. „Axel war ein großer Punkt warum ich zurück zu meinem Heimatverein gekommen bin. Auch von außen hat mich die Entwicklung dieser Mannschaft total begeistert,“ berichtet der derzeitige Kapitän weiter.

Auch Benjamin Priebe, unter anderem Spieler, Co-Trainer und Mannschaftsbetreuer von Axel ist weiterhin von dessen Arbeit begeistert: „Dass das erste Jahr in der Südbadenliga ein ganz schweres wird war von Anfang an klar. Aber wie die Mannschaft zusammen mit ihrem Trainer, trotz dass sie zum Ende mit dem Rücken zur Wand standen, nochmal den Kopf aus der Schlinge gezogen haben und vier gestandene Südbadenliga Mannschaften hinter sich ließen, war einfach Weltklasse. Fünf Teams sind abgestiegen, wir nicht – Wahnsinn. Und selbst wenn wir wieder runter gegangen wären, wären wir nie auf die Idee gekommen uns von Axel zu trennen.“

Nun steht die Mannschaft in der zweiten Saison auf dem 12. Tabellenplatz. Abgezogene Punkte aufgrund von Schiedsrichter-Fehlstellen beeinflussen diesen ein wenig. Das Ziel für die letzte Rückrunde unter Coach-Schmidt dürfte klar sein. 

Ein schwerer Abschied

„Axel hat damals einen ganz großen Einfluss darauf gehabt, dass ich mit 16 wieder Lust am Handball hatte und mich seinem Team angeschlossen habe. Wir haben so viele Jahre zusammen mit ihm verbracht, da wird der Abschied definitiv nicht leicht werden. Aktuell bin ich froh, dass wir die Gestaltung des Abschieds rein sportlich in der Hand haben. Wir werden die letzten Spiele mit ihm absolut alles geben, um ihm als Abschiedsgeschenk den Verbleib in der Liga schenken zu können. Wenn dann aber der Tag kommen wird, wird mir das sicher sehr schwer fallen“, blickt Nick Dittrich auf die Vergangenheit zurück.

Axel Schmidt hat in seiner Karriere beim TuS Schuttern und der SG Scutro insgesamt 

  • Über 10 Saisons auf der Trainerbank gesessen
  • Mit 3 Co-Trainern zusammengearbeitet
  • 218 Spiele gecoacht 
  • 265 Punkte gesammelt
  • 6.439 Tore bejubelt
  • 5.983 Gegentore hinnehmen müssen

Das macht eine positive Punktebilanz von 265:171 und ein positives Torverhältnis von 456 Toren.

Axel konnte bisher insgesamt 122 Mal gewinnen, spielte mit seinem Team 21 Mal Unentschieden und nahm 75 Niederlagen hin. 

Stand 17.01.2024